Album der Woche

Black Midi

Hellfire

Rough Trade/Beggars/Indigo (VÖ: 15.7.)

Das Artrocktheater der Briten ist Musik zum Chaos – aber auch seiner Kehrseite.

Black-Midi-Sänger und -Gitarrist Geordie Greep hatte ja schon vor Veröffentlichung seine Höllenliebe kundgetan, er blätterte ein Filmalbum mit seinen Leinwandfavoriten zum Thema auf: Dantes „Inferno“, Homer Simpson in der Hölle, die Roboter-Hölle in Matt Groenings „Futurama“. Wenn Black Midi jetzt mit dem Song „Welcome To Hell“ ihre Einladung aussprechen, begibt sich Greep in Sphären irgendwo zwischen Leben und Tod: „To die for your country does not win a war / To kill for your country is what wins a war.“

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Schwer kontextualisierbare Zeilen, die vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine einen seltsamen Nachgeschmack hinterlassen. Sie illustrieren aber im Verein mit den unnachgiebig wechselnden Tonfarben und Tempi, mit den von Black Midi bekannten harten Brüchen Intensität und Zerrissenheit im Kern dieser Aufnahmen. Die Band weist auch darauf hin, dass die hier versammelten Geschichten aus der Perspektive eines moralisch fragwürdigen Charakters erzählt werden, und dieser stolpert jetzt durch ein Artrocktheater, in dem Spektakel geboten wird – Exzess, Krieg, und ja: Höllenangst.

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HELLFIRE geht mehr noch als der Vorgänger CAVALCADE in die Kontraste, schillernde Cabaret-Pop-Sequenzen folgen irrwitzigen Speed-Metal-Gitarren-Showcases („Sugar/Tzu“), Bassist Cameron Picton dirigiert „Eat Men Eat“ mit einer Flamenco- Gitarre noch einmal woanders hin, zuerst mit sanftem Gesang, zum Finale als Shouter – out of control. Und auf einmal winken Black Midi uns aus der Ferne mit einem zärtlichen Country-Song zu: „Still“ heißt er, BJ Cole spielt die Pedal Steel Gitarre darauf, und auch dieser Track weiß Haken zu schlagen mit Drones und Field Recordings. HELLFIRE ist die Musik zum Chaos und seiner Kehrseite, beizeiten auch lieblich lächelnd.

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