Deichkind
Wer sagt denn das?
Sultan Günther Musik/Universal (VÖ: 27.9.)
Die Hamburger beweisen auch in der Zeit nach Ferris MC: Intelligente Party-Musik ist möglich.
Humpta Humpta Tätära! Oder so. Oder anders. Oder auch: Ist eine intelligente Party möglich? „Party ist jetzt over“, versprechen Deichkind, und sogar: „Schluss mit Remmidemmi“. Aber keine Angst, ist nur Spaß. Denn auf ihrem siebten Album WER SAGT DENN DAS? legen die Hamburger Feierexperten, auch ohne den im vergangenen Jahr ausgestiegenen Ferris MC, los wie die Feuerwehr: Gleich im eröffnenden Titelsong geht es um Jugendliche, die keine Zeitung lesen, um Selbstoptimierung und gekaufte Follower, um Alexa und Siri, um Filterblasen und Fakten, Emigranten und Mallorca, Mark Forster, Banksy und Nina Hagen, um CO2, das Wetter und die Neue vom Chef, um Gott, Hitler, drei Chinesen und einen Kontrabass, es geht also, kurz gesagt, um alles und nichts, während der Bummerbeat fröhlich daherprollt.
AmazonDieses Wahnsinnstempo ist natürlich nicht zu halten, aber grundsätzlich gilt: Die Musik immer schön auf die Zwölf, und in den Texten lieber eine Alliteration und ein Binnenreim mehr als ein schlauer Gedanke zu viel. „Die Massen paffen besoffen in nassen Klamotten“ und „die willigen chillen auf billigen Plätzen“ berichten Deichkind von Festivals, auf denen sich die großen Open-air-Abräumer ja bestens auskennen.
Man kann in die Wortkaskaden einiges hineininterpretieren, muss man aber auch nicht. Stellung beziehen Deichkind dann immerhin mit „1000 Jahre Bier“, in dem sie mit den Mitteln von Rammstein die Deutschtümelei der AfD schön auseinander nehmen. Der Rest ist Party von der eher intelligenten Sorte – und das ist ja auch schon allerhand.