The 1975
A Brief Inquiry Into Online Relationships
Polydor/Universal (VÖ: 30.11.)
Manchmal gewollt, oft gekonnt: Die Briten legen einen bildgewaltigen Entwurf für Mainstreamrock im 21. Jahrhundert hin.
Am Anfang ärgert man sich fast ein bisschen: So gewollt gegenwärtig wie diese umständlich betitelte Platte begann ein Album selten, The 1975 pausen da eigentlich Bon Iver eins zu eins ab. Andererseits ist genau das ja eine ganz schöne Botschaft, weil es Ambitionen verrät: Der Gruppe um Matthew Healy geht es längst nicht mehr darum, irgendein Genre zu pflegen, die Ambitionen scheinen endlos zu sein.
Musikalisch werden also die offenen Pop-Entwicklungen der vergangenen Jahre als gleichberechtigtes Element neben die dunkle Seite des Emopunk-geschulten Rock gestellt. Verbunden wird all das nicht unbedingt mit Sozialkritik, wohl aber deutlichen Querverweisen zum Tagesgeschehen in den Lyrics. Woran es indes krankt, ist an der Zusammenführung dieser einzelnen Elemente.
AmazonWas die Band selbst abwechslungsreich oder gar gewagt finden mag, wirkt bisweilen sprunghaft; Songs wie „TOOTIMETOOTIMETOOTIME“ hinterlassen wenig Eindruck, das folgende „How To Draw/Petrichor“ hingegen stolpert aus einem erneuten Bon-Iver-Pastiche in durchaus interessant angelegte Broken Beats.
In „Sincerity Is Scary“ wird Jazz angespielt, „The Man Who Married A Robot“ ist eine Art Hybrid aus Hörspiel und Filmmusik. Dem gegenüber stehen breit angelegte und durchaus stadiontaugliche Stücke wie die Vorab-Singles „Love It If We Made It“, „Give Yourself A Try“ und „It’s Not Living If It’s Not With You“.
Die Arrangements sind immer smart, immer klug gesetzt, die Songs bleiben im Ohr. Am Ende denkt man sich: The 1975 sind immer dann am besten, wenn sie es sich nicht so kompliziert machen.
Hier A BRIEF INQUIRY INTO ONLINE RELATIONSHIPS von The 1975 im Apple-Music-Stream hören:
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