„Rockwärts“ mit Guru Guru


Ihre Fans haben sich in den letzten Monaten verdreifacht. Ihre Auftritte gelten als Delikatessen in der deutschen Szene. Vier Alben haben sie bereits auf dem Markt und seit kurzem sogar eine Single. Im Ausland zählt man sie mit ‚Can‘ und ‚Amon Düül‘ zu den profiliertesten unseres Landes. Trotzdem sind die Gurus bei uns weit weniger bekannt als vergleichbare Gruppen.

Seit vier Jahren machen sie nun schon Qualitäts-Rock und haben sich in dieser Zeitspanne gewaltig weiterentwickelt. Auf ihren beiden ersten LP’s verarbeiteten sie noch ihre Drogenerfahrungen (und das ernster als die meisten anderen ‚Acid‘-Bands), doch auf ihrer dritten kam dann der Rock durch und die Acid-Sache geriet in den Hintergrund. ‚Känguru‘ war der Beginn zur heutigen Musik, de neue ‚Guru Guru‘-LP ist davon die Weiterentwicklung. Unheimlich rockig, beissend und dicht pulsiert es da auf der Platte.

Obwohl die Drei aus den verschiedensten Rock-Landschaften kommen, haben sie sich gefunden und bilden heute ein Team, das seinesgleichen sucht. MANI trommelt schon seit ewigen Zeiten, früher in der Irene Schweizer-Gruppe und bei anderen Free Jazz-Formationen, entdeckte dann die Verstärker und den Rock und stieg um. AX Hess in Berlin schon bei den Anfängen der heutigen ‚Tangerine Dream‘ und ‚Agitation Free‘ seine Gitarre sprechen, hat aber heute seinen persönlichen Stil gefunden, den er laufend am verbessern ist. Nur Bassist BRUNO ist noch relativ neu bei der Gruppe. Früher konnte man ihn bei den ‚Night Sun‘ bestaunen. Er komponierte auch den grössten Teil der ‚Sun‘-LP, ist heute jedoch voll bei den Gurus integriert. Nachdem Ax und Mani fast alle Bässe, die Rang und Namen haben, ausprobiert hatten, lernten sie Bruno kennen und entschlossen sich für ihn. Die neue Platte zeichnet einen Weg voraus, der einiges erwarten lässt. Wer schliesst sich an? ‚Rockwärts mit Guru Guru!‘

ZUR NEUEN PLATTE:

ME: Seid ihr mit eurem neuesten Werk zufrieden?

Mani: Also etwa nach 3-4 Wochen ist man gar nicht mehr so zufrieden mit der Platte. Aber wir stehen trotzdem noch auf die Sachen. Wir hätten sie dort im Studio wirklich nicht besser hinbekommen. Die Zusammenarbeit mit unserem Toningenieur klappte zwar prima, aber ein gewisses Limit von Seiten der Tontechnik ist auch gesetzt.

ME: Auf wen sind denn die Fragen im ‚Elektrolurch‘-Stück gemünzt?

Mani: Wir haben damit die Fragen des Publikums reflektiert, die immer wieder die gleichen blöden Sachen wissen wollen. Eigentlich erzeugen diese Fragen keine Kommunikation, sondern sind durch irgendwelche Systemzwänge den Leuten auferlegt. Sie würden wahrscheinlich gern mit uns über andere, wichtigere Dinge sprechen.

ME: Was unterscheidet die neue LP von ihrem Vorgänger?

Mani: Es sind viel verschiedenartigere Richtungen darauf. Auf der einen Seite ist sie viel rockiger, auf der anderen wiederum sind einige ruhigere Stücke hinzugekommen. Zwei Stücke von der LP kommen sogar als Single heraus, sie sind auch viel kürzer gehalten.

ME: Lange Zeit wart ihr doch gegen eine Single-Veröffentlichung?

Ax: Bei uns entsteht ein Stück mit dem Publikum. Die Reaktion der Leute wird nachträglich von uns in das Stück eingebaut und erscheint später, um viele Male verändert und variiert, so auf der Platte. Die beiden Singles-Titel spielen wir ‚live‘ genauso.

Mani: Wir haben so viele lange Stücke, dass wir ruhig auch mal ein paar kurze hinzunehmen können. Meiner Meinung nach ist eine gute Mischung immer das beste. Bruno: Das ganze ist für uns so eine Art Test!

ME: Erscheint die LP auch im Ausland?

Mani: Sie kommt in England jetzt zuerst in der ‚Virgin‘-Ladenkette heraus, die auch unsere älteren Platten verkauft. Sie soll aber natürlich in allen Läden erhältlich sein. Da müssen wir vorher aber noch die deutschen Sachen darauf synchronisieren.

ME: Warst du deshalb neulich in England?

Mani: Ja auch, aber vor Allem habe ich eine 14tägige Tournee für Oktober angeregt und durchgesetzt. Die ‚Zak‘-Agentur, die auch die ‚Can‘ schon zum zweitenmal rübergeholt hat, zieht das für uns durch. Vorher muss allerdings die Platte dort auf den Markt kommen, wir müssen also erst noch synchronisieren.