Roxy Music seit 3 Jahren die Sensation


Das Jahr 1972 bot eine grosse Sensation: Es war die Geburtsstunde von Roxy Music. Seit Andy Warhol und seiner Velvet Underground hatte es keine so erregende Popgruppe mehr gegeben, und das immerhin zu einer Zeit, als Glitzerklamotten, Augenklappen und ähnliche. Scherze schon fast alltäglich waren.

Was also war Besonderes an der neuen Gruppe? Es war so ziemlich alles neu an Ihnen, da war Bryan Ferry mit seiner unnachahmlichen Stimme und dem seltsamen Vibrato. Andy Mackay, der Oboe und Saxophon bläst, erschien auf der Bühne wie ein Fabelwesen aus einem Bild von Dali. Phil Manzanera ist der Gitarrist, und die englische Presse bezeichnete ihn einmal sehr treffend als halb Killer und halb Jesus. Der Schlagzeuger Paul Thompson wirkte halbwegs normal, aber da war noch Eno, und er war die absolute Krönung der Roxy-Show! Er war alles in einer Person: Hexenmeister mit Synthesizer und Tonband, Transvestit und sehr eigenwillig. So schied er auch bereits nach einem Jahr bei Roxy aus. Für ihn kam der Geiger Eddie Jobson, der auch Keyboards und Synthesizer bedient. Auch er ist kein Unbedeutender, kürzlich versuchte die Gruppe Yes‘ ihn abzuwerben, aber Eddie gab ihnen einen Korb, „Roxy ist im Moment für mich die beste Gruppe, die ich kenne,“ sagt er.

Wie ein Fels in der Brandung…

Obwohl Eno Roxy verlless und Bryan Ferry und Andy MacKay inzwischen Soloalben veröffentlicht haben, war der Zusammenhalt der Gruppe nie ernsthaft gefährdet. Auch heute, fast drei Jahre nach ihrem sensationellen Start, haben Roxy nichts von Ihrer Faszination verloren. Inzwischen haben einige optische Korrekturen stattgefunden, der Glitzereffekt ist verschwunden, Bryan gibt sich ganz seriös mit Kurzhaar-Frisur und Massanzügen. Das ist aber kein Schritt in Richtung ‚Bürgerlichkeit‘, sondern beweist nur wieder einmal, dass Roxy immer etwas Neues einfällt, sich von der Masse abzuheben, und in einer Zeit, wo fast alle Gruppen glitzern, ist ein Massanzug wieder etwas Besonderes.

Ihre Alben sind Spitzenrenner

Roxy Music hätte Verkleidungen eigentlicht gar nicht nötig, dafür bieten sie musikalisch genügend Leistung, alle Platten waren von Anfang an Spitzenrenner, doch die bislang letzte ‚Stranded‘, stellte die Vorgänger sogar noch in den Schatten, sie hielt sich volle zwei Monate lang auf dem ersten Platz der englischen Hitlisten. Und dasselbe darf man mit Sicherheit von der Neuen erwarten, ‚Country Music‘, die Single ‚All I Want Is You‘ hat es schon geschafft.

Mit Gruseln in die Zukunft

Neuerdings geht es in der Roxy-Show leicht gruselig zu: Blasses Licht umspielt Bryan und seine Mannen, während sie den Fans mit Horror-Effekten einheizen. Wie man sieht, wird Roxy nicht müde, die Popscene unablässig mit neuen Ideen und Sensationen zu versorgen. Kritische Phasen, wie sie fast jede Gruppe durchmacht, haben sie glücklich und unbeschädigt überstanden, man kann also sicher sein, dass die ‚grosse Zeit‘ noch vor ihnen liegt.

An Selbstvertrauen mangelt es Bryan auch nicht gerade, kürzlich antwortete er in einem Interview auf die Frage, ob er je ‚Schiffbruch‘ erlitten habe. „Nein, aber Andere werden Ihn erleiden, wenn sie mich ‚Ihre‘ erleben.“

Mehr als eine Rock-Gruppe

Musikalisch bleiben sie Ihren bewahrten Prinzipien treu, die Grundlage ist harter Rock, darauf baut Roxy nostalgische Tanzrhythmen und Jazzelemente auf. Zusammen mit ihrer angeklügelten Show ergibt sich daraus mehr als blosse Rock-Musik, es entstand ein Kult – der ‚Roxy-Kult‘.