Sarah Kuttner – Die Kolumne
Ladies & Genüemen, erleben Sie heute Sarah Kuttner in „Sarah – Eine Frau macht Schluss“. Für alle, die es nicht aus den Tagesthemen erfahren haben: Ja, es ist so weit, ich habe mich dazu entschlossen, diese Kolumne niederzulegen. Für immer und ewig. Ich weiß, die Rolling Stones, The Who. Chris Rea und andere Showgrößen hören auch ständig mit allem auf, nur um dann doch wiederzukommen und für teures Geld „Ätschbätsch!“ zu sagen. Aber mir ist es ernst. Mit wehmutumspülter Pupille nehme ich hiermit Abschied von meiner Tätigkeit als ME-Kolumnistin, um zu neuen Ufern der Herausforderung zu kraulen. An diesen Ufern wartet vermutlich die gesamte Belegschaft der Serie „Lost auf mich, um mir zu Ehren am Strand eine Nachbildung meiner derzeitigen Frisur zu tanzen, aber das gehört jetzt wohl eher in den Bereich der unlauteren Privatfantasien. Was genau ich nach Quittierung meines Dienstes machen werde, weiß ich noch nicht genau. Aber ewig weiter auf meinem Popo sitzen und Kolumnen schreiben mag ich auch nicht. Ich bitte dies nicht als mangelnden Respekt gegenüber dem Kolumnenschreiben zu verstehen. Im Gegenteil: Die Tätigkeit der Kolumnistin ist eine enorm privilegierte, weil man sich als solche zu fast allem so äußern darf und sogar soll, wie einem die Tastatur gewachsen ist. Auch hege ich keinen Groll gegen die ME-Redaktion. Tatsächlich hat man mich dort immer gewähren lassen, so dass ich hier und jetzt in tiefer Zuneigung ausrufen kann: Liebe ME-Redaktion, was auch immer IHR in Zukunft so treiben werdet – ich werde alles von euch kaufen. Für teures Geld werde ich bei Ebay Möbel ersteigern, auf denen Albert Koch gesessen und Razorlight-feindliche Texte verzapft hat. Im Gegenzug erwarte ich selbstverständlich von der ME-Redaktion, dass diese auch MEINEN Kram kauft. Womit wir wieder bei mir und meinen zukünftigen Aktivitäten wären.
Es gibt so viel zu tun, worum ich mich in Zukunft anstelle des Kolumnenverzapfens kümmern möchte. Ein erste wichtige Okkupation besteht darin, mich mehr damit zu beschäftigen, aus dem Fenster zu gucken. Herrlich, was da alles passiert. Ein zweiter entscheidender Schritt wird es sein, die Söhne Mannheims zur Auflösung zu bewegen und die drei jungen Tenore gegeneinanderaufzuhetzen. Ich denke, ich werde Tenor 1 erzählen, Tenor 3 habe zu Tenor 2 gesagt, er könne locker den Part von Tenor 1 noch mit verbundenen Augen und geknebelten Stimmbändern mitsingen. So oder ähnlich. Danach unternehme ich etwas gegen anstrengende Jahresanfänge, und wenn ich dann noch Zeit übrig habe, mache ich vielleicht außerdem irgendwas mit Medien. Mal sehen. Bis dahin verneige ich mich an dieser Stelle so tief vor meinen Lesern. dass ich ihnen von unten in die Hosen rein respektive unter die Röcke gucken kann. Ihr wart toll. Macht das mit dem Lesen unbedingt weiter. Oh, und tut mir bitte einen Gefallen: Sollte ich auf die fragwürdige Idee kommen, eine Platte aufzunehmen – kauft sie bitte nicht! Ich plane definitiv keine Gesangskarriere, das wäre für niemanden gut, am wenigsten für mich. Sollte ich es doch versuchen, hat man mich mit dem üblichen Unfug gelockt: Rauschgift, Geld. Oder man hat mir irgendwo eine Kolumne angeboten. Schüssi und danke für alles!