The Cure live in Oberhausen
musikexpress.de-User oasupp über das The Cure - Konzert in der Oberhausener König-Pils-Arena am 16. März 2008.
Ob das Radiohead-Konzert vor ein paar Jahren wirklich in einer guten Halle stattfand oder dank seiner Güte die Unzulänglichkeiten des Baulichen lediglich übertüncht hat, wollte überprüft werden. Diesmal also The Cure, diesmal also – wieder – mit mir. Dank meiner Hassliebe zur Band habe ich sie weitaus öfter verpasst als gesehen, letzteres lässt sich de facto an zwei fingern abzählen – 1989 in Lissabon und 1996 in Essen. Das beste Konzert meines Lebens und eine flaue Erinnerung an eine Band, die ihren Zenit überschritten hat – gerade das Essener Konzert hat mir lange die Lust genommen, The Cure überhaupt noch einmal anzuschauen, die Setlists der letzten Jahre und die Berichte anderer Fans haben mir allerdings leise ins Ohr geflüstert, dass ich hier und dort wohl doch etwas verpasst habe.Wie dem auch sei, ich war dort. Vorab sei festgestellt: Die König-Pilsener-Arena taugt, auch kleine Menschen können sehen, hören können alle, das ganze ist nicht zu groß und nicht zu klein und vor allem nicht zu vollgestopft. Eine Vorgruppe gab es auch, 65 Days Of Static, da kann gerne jemand drüber schreiben, dem das Gebolze etwas gegeben hat, ich hingegen finde, Studenten sollten studieren und keine langweilige Instrumentalmusik machen. War eh nebensächlich, denn Punkt zwanzig Uhr stieg meine Nervosität ins Unermessliche, war ich wieder vierzehn Jahre alt und Robert Smith mein Erlöser – von mir aus konnte, sollte, musste es losgehen.Und wie es das ging. „Plainsong“ – „Prayers For Rain“ – „A Strange Day“. Gigantisch. Drei atemberaubende Songs, und direkt zu Beginn ein Song von meinem Lieblingsalbum, klarer Treffer ins herz, damit hatten sie mich. Dass diese Band ein gewisses Gewicht auf das poppige Oeuvre legt, war zu erwarten, aber – verdammt – sie wusste es zu verkaufen. Zum einen, weil die Songs natürlich nicht schlecht sind, zum anderen mit Hilfe der dezenten aber sehr atmosphärischen Lichtshow, vor allem aber, weil sie hier und dort einen Song dazwischen gemogelt haben, den ich nicht unbedingt erwartet hätte. Mein größter Wwunsch – „The Figurehead“ – wurde nach einer guten Stunde erfüllt, und siehe da: Im Gegensatz zu Essen 1996 wirkten die alten Kamellen nicht dazwischengebastelt, sie erzielten im kühlen, grünlich-grauen Licht ihre volle Wirkung, so, als wäre nie etwas zwischen ihnen, der Band und mir gewesen – atemberaubend. Drei schmale, senkrechte Leinwände sorgten für die perfekte visuelle Ergänzung, ob als sich bewegende Schlangenlinien bei „Lullaby“ oder als statisches Singlecover bei „Primary“ (die drei Mädchen) – immer passten die Sequenzen wie die Faust aufs Auge. Höhepunkt schließlich „A Hundred Years“: Blutrote Lichter und Dias aus, na eben, hundert Jahren Krieg, Gewalt und Völkermord, ein formidables „Disintegration“ hinterher und das Konzert endete nach zwei Stunden so überragend, wie es begonnen hatte.Es sollte noch besser kommen. Zugabenblock eins, SEVENTEEN SECONDS: „At Night“ – „M“ – „Play For Today“ – „A Forest“. „M“, mein zweiter, großer Wunsch, dieser unglaubliche Song, nur überstrahlt von dem großen, roten Buchstaben hinter der Band, das hat sogar „At Night“ getoppt.Zwei Zugabenblocks folgten, am Mischpult lagen die Kandidaten in ihrer Gesamtheit aus. Kann man der Band verübeln, dass sie in einer Halle, die bei „In Between Days“ und „Just Llike Heaven“ am lautesten geklatscht hat, auf Nummer Pop setzt? Sicherlich nicht, und auch, wenn „Close To Me“ wahrlich kein schlechter Song ist, auch wenn der dritte Block mit „Boys Don’t Cry“ – „Jumping Someone Elses Train“ – „Grinding Halt“ – „10.15 Saturday Night“ – „Killing Another“ (ja, lachhaft, ich weiß) aller Ehren wert war……das……was hätte sein können……das, was auf der liste stand……das, was nicht gespielt wurde…war der Zugabenblock FAITH: „The Holy Hour“ – „Other Voices“ – „TheDrowning Man“ – „Faith“. Und kurz, ganz kurz, habe ich die Band gehasst, mehr noch die Leute, die bei „In Between Days“ geklatscht haben. Ich wäre gestorben, hätte mich in einer Supernova aufgelöst, wäre implodiert – es hat nicht sollen sein. So war es nur ein unglaublich gutes Konzert, allein dafür sollte man dankbar sein.P.S.: Derjenige, der Smiths‘ Ansagen versteht, bekommt ein Eis von mir.P.P.S.: Kein Mensch braucht Keyboards.