The Eels


Immer wieder dieses kleine Mädchen mit den tieftraurigen Riesenglupschaugen. Wenn ein Plattencover im vergangenen Jahr kontroverse Emotionen geweckt hat, dann das von ‚Beautiful Freak‘, dem Debütalbum der Eels. Alles, was dieses liebenswerte Monstrum mit dem lethargischen Blick sieht, ist eine schlechte Welt. Deshalb wacht es über zwölf wunderbare Songs, die zwar die Welt nicht verändern, aber immerhin ein wenig schöner machen könnten. Die Eels verstehen es, sehnsüchtige Herzen und Ohren mit lieblichen Melodien, trotzigen Grunge-Gitarren und melancholischen Texten zu vereinnahmen. Mit Sicherheit ein Grund, warum die Eels diejenigen waren, die als erste Band auf DreamWorks, dem Label der Entertainment-Tycoons Spielberg, Geffen und Katzenberg, in Erscheinung treten sollten. „Wir haben alle drei auf diese große Chance gewartet. Ich will schließlich mit meinen Songs etwas mitteilen. Wenn sie niemand zu hören bekommt, macht das wenig Sinn“, so Mastermind E über die Anfänge der Band. Erst nach zwei gefloppten Soloalben tat er sich mit Drummer Butch und Bassist Tommy zusammen, und voilä: das Resultat ist ein innovatives, hererzwärmendes Gemenge an Singer/Songwriter-, Rock- und HipHop-Elementen. Und sie haben Erfolg damit. Vorbei sind die Zeiten, in denen E noch singen mußte „one day the world will be ready for you/and wonder how they didn’t see.“ Es ist nämlich soweit, die Welt ist bereit für den interessantesten Dreier, den die USA seit langem hervorgebracht haben: Die Eels, immer experimentierfreudig, meistens unbeschwert und nur selten richtig wütend. Außer live. Wer sich so glücklich schätzen kann, einem der vier letztjährigen Deutschland-Konzerte der Eels beigewohnt zu haben, der weiß: während ihre musikalisch-stilistische Gratwanderung auf Platte sehr smooth produziert und eher brav daherkommt, können die Eels auf der Bühne richtig zornig werden. Da plärren die Gitarren, wummert das Keyboard, überschlägt sich E’s rauhe Stimme wenig deutet hin auf selbstvergessene Melancholie und Endzeitstimmung. Und doch spielt bei allem Zorn immer eine gesunde Portion behutsam aufbewahrter kindlicher Naivität mit. Die Eels machen die Bühne zur Spielwiese. Ihre Werkzeuge: ein Plastiktelefon, eine Kinder-Mundharmonika, eine klitzekleine Ukeleie und diverse andere niedliche Requisiten. Wie das ‚Novocaine For The Soul‘, das ihrer ersten Single den Namen gab, so sanft betäuben die Eels mit ihrer schizoiden Mischung aus Leichtigkeit und Trübsinn. Während sich luftige Drum-Loops über die anschwellende Melancholie hinwegsetzen, surren schwere Gitarren kränkelnd vor sich hin. Obwohl das hier im weitesten Sinne „Alternative Rock“ ist, bleibt doch kein Raum für Klischees und Monotonie: Kein Song ist zu lang, keine Melodie zu schwülstig, keine Geste überflüssig. Die Eels, das sind drei umtriebige Burschen, die nicht nur feine Live-Musik machen, sondern stets mit wachem Geist durch die Welt ziehen. Und ihre Welt ist eine andersartige. Eine, für die es sich lohnt, die Augen ganz besonders weit zu öffnen.