The Offspring: München, Kunstpark Ost
RESPECT THE ROOTS. THE OFFSPRING HABEN ZWAR mit Songs wie „Why Don’t You Get A Job?“ und „Pretty Fly“ Kurs auf den Mainstream genommen, für Sänger Dexter Holland ist das allerdings kein Grund, den Ursprung zu vergessen: Joe Strummer is a fucking genius. He invented Punkrock. And if you don’t like him.you’re an idiot“, mußten sich die gleichgültigen Kids sagen lassen, die vorher respektlos den einstigen Sänger von The Clash ausgebuht und mit Open-Air Utensilien beworfen hatten. Dreimal widerwillig „We love Joe Strummer“-Rufen war die Strafaufgabe, danach konnte es losgehen. Und es war ein guter Abend für ein Offspring-Konzert. Die Huntington Beach-Bums aus Orange County hatten beste Laune, waren kontaktfreudig und energiegeladen. Wenn sich hier auch niemand groß für die Wurzeln des Punkrock interessierte, so war nach Ansicht von Gitarrist Noodles doch das „sexiest fucking audience“ gekommen, das er dieses Jahr zu Gesicht bekommen hat. Die Belohnung war eine druckvolle Mischung aus Hochgeschwindigkeitsriffs und Grölrefrains von „Americana“, angereichert mit den Hits aus den älteren Alben. Bier floß in Strömen, und alle, die nach dem halben Set noch nicht sturztrunken waren, waren zumindestens bestürzt: Dexter Holland zerriß das musikalische Gewitter immer wieder mit bizarren Klamaukeinlagen, die so dämlich waren, daß sich ein Kommentar erübrigt: „Please enjoy the Backstreet Boys“ hieß es plötzlich, dann schlug der Wasserstoff-Blondschopf mit einem überdimensionalen Baseballschlägerden sorgfältig aufgereihten Puppen besagter Boygroup die Köpfe ein. Originell war der Quatsch nicht, das Publikum schwieg trotzdem eingeschüchtert – man hatte nach der Schimpfe zu Beginn wohl viel zu viel Angst, dreimal widerwillig „We love the Erste Allgemeine Verunsicherung“ rufen zu müssen. Die Musik schließlich ließ alles verzeihen, auch daß Holland bei etwa 14 Grad Celsius einen Feuerwehrschlauch auf die Bühne zerrte, mit dem das sexiest fucking audience bis in die hinteren Reihen lückenlos bewässert wurde. Egal, bei „Seif Esteem“ wurde der Boden schlichtweg zum Trampolin erklärt. Beendet wurde der (zumindest musikalisch) sehr unterhaltsameAuftritt, wie er angefangen hatte- mit Geschichtsunterricht: Ein belegt und heiser klingender Holland verabschiedete sich mit der 1977er Morris Albert Nummer „Feelings“.