The Stranglers – Los Angeles, Whisky


Vor zweieinhalb Jahren fanden die Stranglers als Teil der britischen New Wave-Invasion ihre US-Konzerte im Nu ausverkauft, letzt, nachdem man sie schon seit einer Weile für tot gehalten hatte, fiel es ihnen auf ihrer 40-Städte-Tour nicht so leicht, das Publikum wieder auf ihre Seile zu ziehen. Zu den Widrigkeiten, mit denen sich die Band herumzuschlagen hatte, gehörte unter anderem, daß eine ganze Antipunk Armee einen ihrer Transporter mit Equipment und Instrumenten für eine halbe Million Dollar demolierte. So mußten sich die Stranglers mit den Tücken und Launen einer- geliehenen Anlage auseinandersetzen.

Bei ihrem Auftritt im LA Whisky hatten sie wenigstens schon eine Woche lang damit gearbeitet. Nur klangen die Instrumente leider völlig anders als die eigenen… besonders die Synthesizer. So schien es die meiste Zeit, als wäre dort oben eine höllisch schlechte Stranglers Revival-Kapelle am Werke. Die regelmäßigen Zwangspausen, in denen Crew und Musiker hektisch irgendwelche Ausfälle innerhalb der Anlage zu beheben versuchten, nutzte Sänger Hugh Cornwell dazu, mit dem Publikum zu reden, es zu beleidigen oder anzustacheln.

Jet Black drosch zielstrebig auf seine zweitklassigen Drums ein und verpaßte ihnen eine Lektion, als ob er ihnen den Teufel austreiben wolle. Dave Greenfield sah ziemlich perplex drein, denn alles, was er auf den Keyboards anschlug, kam dumpf und mulmig aus den Lautsprechern, Jean-Jaques Bumel spielte seinen Baß spannungsgeladen, während er entweder auf der Bühne hin und her sprang oder finster dreinblickend auf einem Bein balancierte. Hughs Stimme – eines der wenigen Dinge, die an diesem Abend funktionierten, war das Mikrophon – schob sich durch einen Sound, den ein Plattenteller abzugeben pflegt, nachdem er die Treppe heruntergefallen war und jetzt nur noch einen funktionierenden Baßregler besitzt.

Nichts war an diesem Abend zu alt oder zu schlecht eingeübt, als daß es diese mutige Band davon abhalten konnte, sich darüber herzumachen. Ein paar Songs aus dem neuen Studio-Album, MENINBLACK, wuchsen sich als kosmische Instrumentalnummern aus. Der komplette Set entfernte sich jedoch nicht vom üblichen Stranglers-Stil: lange, gewundene, teils monotone instrumentale Passagen, überladen mit Doors-Verzierungen, gelegentlich unterbrochen durch kurze, brillante, stürmische Rocksongs.

Das Publikum, diesmal jünger als die üblichen 35jährigen Punks im Leder, die britische Bands sonst immer in Scharen anziehen, reagierte allerdings ziemlich langsam und mußte sich so Comwell’s Schade Zunge gefallen lassen. „Am Sonntag schlaft ihr wohl alle …“ Die von ihm als quaalude kids verhöhnten Zuschauer lieferten trotzdem gelegentliche Einlagen des berühmten LA-Tanzes „The Slam“, indem sie sich (wie der Name schon sagt) gegenseitig bewußtos schlugen und riefen die Stranglers für eine Zugabe zurück. Hugh rezitierte daraufhin ein Gedicht, das er unter dem Graffitti auf dem Klo entdeckt hatte…