Thin Lizzy – Essen, Gruga Halle


Während die Britisch-Amerikanische-Freundschaft (besser als Foreigner bekannt) auch hierzulande immer erfolgreicher wird und als Grund ihres Erfolges die optimale Chemie herausstreicht, machen Thin Lizzy aus ihrer verkorksten Band-Struktur keinen Hehl. Drummer und Ur-Mitglied Brian Downey geht für Rock’n’Roll-Verhältnisse mehr als früh zu Bett und entzieht sich so allen offiziellen Verpflichtungen; bei Keyboarder Darren Wharton weiß niemand so recht, ob er nun zur Gruppe gehört oder nicht; Gitarrist, Sonnyboy und Kalifornier Scott Gorham bekennt öffentlich sein Desinteresse an Lynott’sText- und visuellem Konzept; Snowy White an der zweiten Gitarre ist the quiet one und hat meistens die Nase in einem guten Buch während Bassist und Cowboy Phil Lynott vollauf damit beschäftigt ist, seine Thin Lizzy-Idee konsequent zu verkaufen.

Auf der Bühne indes ziehen Sie alle am bekannten, einen Strang. Und genauso wenig wie „ba“ je ein (wirklich) schlechtes Album von den wackeren Iren gehört hat, habe ich einen schlechten Auftritt erlebt. Essen bildete da keine Ausnahme: Alles wie gehabt, ist man geneigt zu schreiben. Ihre inzwischen recht umfangreiche Greatest Hits-Sammlung („Waiting For An Alibi“, „Suicide“, „The Boys Are Back In Town“, Jailbait“ u.a.) erfährt durch die Songs vom RENEGADE-Album („Hollywood“, „Renegade“, „The Pressure Will Blow“) Da ist keine blindlings ins Publikum gepeitschte Aggressivität im Spiel, die Power wird wohl dosiert, was auch ratsam scheint bei nur wenigen Verschnaufpausen („Don’t Believe A Word“) im 17-Song-Set.

Thin Lizzy-Konzerte haben unbestreitbar Stü, was ihnen jetzt noch fehlt, ist die Anerkennung auf breiter Front. Die Rechnung allerdings, statt kleinere Konzerte zu geben, die Fans aus allen Ecken der BRD in die große Grugahalle zu locken, ging nicht auf: Nur 3.000 Besucher verloren sich in der Rockpalast-erprobten Arena.