Turin Brakes: Mit stillen Songs setzt sich ein Duo aus Süd-London durch.
Die Musik
Mit Luther’schem Eifer wird in diesen Monaten eine neue, alte These verkündet: „Der Song kommt zurück“, wird allerorts behauptet, und zur Untermauerung wird neben dem Slogan der norwegischen Kings Of Convenience („Quiet is the new loud“) meist die Debüt-LP der Turin Brakes bemüht. In der Süddeutschen Zeitung frohlockte Karl Bruckmaier bei einer Turin Brakes-Heiligsprechung gar, in 20 Jahren „kein besseres Debütalbum gehört“ zu haben. Von Jubelchören derart inflationär in den Himmel gelobt, läuft das Singer/Songwriter-Duo Gefahr, seine jungen Flügel zu verbrennen. Was bedauerlich wäre, denn die romantisch-harmonischen Folk-Kompositionen der schüchternen Briten Ollie Knight und Caie Paridjanian sind zeitlos und zeugen von außergewöhnlichem Talent.
Die Künstler
Ollie und Gale kennen sich seit der Grundschule und wurden früh vom Musikgeschmack ihrer Eltern geprägt. „Die haben uns non-stop mit Joni Mitchell und Crosby, Stills & Nash berieselt, da kamen wir gar nicht aus“, so Gale. „Unsere Kumpels haben Gothic und Metal gehört, wir fühlten uns aber zu der Melancholie von Leonard Cohen hingezogen“. Als Halbwüchsige warf man sie aus dem Schulchor („wir hatten angefangen zu trinken“), und seither proben die beiden sensiblen Musiker zweistimmige und „entspannte, moderne Hippie-Songs“, deren Zeit nun gekommen ist.
Die Texte
„Ich finde, dass man mehr fürs Geld bekommt, wenn man erst nach einiger Zeit versteht, was gemeint ist“, murmelt Gale. Ollie schreibt die meisten Texte, die tiefsinnig sind und bisweilen poetische Paranoia verbreiten. „I panic at the quiet times“, „Insects crawling in my head“, etc.
Turin Breaks – The Optimist LP (Source/Virgin).
www.turinbreaks.co.uk