Wayne Coyne: Er verkauft uns Avantgarde als Kindergeburtstag Witz.
Witz ist der Schlüssel zum Werk der Fläming Lips. Das beginnt mit dem Geheimnis, das Wayne Coyne aus seiner Geburt macht {„Anfang der 50er Jahre in einem Krankenhaus, obwohl ich kerngesund war“) und hört mit dem skurrilen Namen der Band noch lange nicht auf. Ist „Flaming Lips“ der Titel eines Pornofilms? Geht es um Drogen? Ist das nicht alles egal? Der bärtige Künstler aus Oklahoma City jedenfalls gehört zu den einflussreichsten Musikern unserer Zeit. Nicht nur, weil sich Gruppen von Grandaddy bis Radiohead auf die 1983 gegründeten Lips berufen. Nicht nur, weil sie aus dem Dunstkreis von Mercury Rev und den Butthole Surfers hervorgegangen und inzwischen bei malerischen Elektro-Landschaften angelangt sind. Nein, von Platte zu Platte wurde Coyne statt saf ter abgefahrener. Die stilistischen Sprünge (man vergleiche nurTHE soft BULLETIN mit YOSHIMI BATTLES THE PINK RObots] waren exponentiell, fast explosiv. Auf der Bühne entfalten Wayne Coyne und seine Freunde einen naiven Budenzauber, werfen mit Konfetti oder schlüpfen in Hasenkostüme – alles nur, um von der psychedelischen Grandezza abzulenken, die in jedem seiner Songs mitschwingt. Danke dafür: Roskilde, 3. Juli 1999. Zwischen parkenden Autos spaziert Wayne Coyne mit einem Megaphon umher. Auf sein Kommando spielen die Besitzer der Proll-Schüsseln CDs ab, von denen jede jeweils eine Spur eines Meta-Musikstückes enthalten – das „Parking Lot Experiment“ erklingt schließlich aus einem Dutzend Autoradios gleichzeitig. Ein absurderes „Konzert“ wurde nie gegeben.
Das hat er uns beschert: Er erinnert uns daran, dass der Phantasie im Rock keine Grenzen gesetzt sind.
Das wollen wir als nächstes von ihm hören:
Mehr verblüffenden, schamlos schönen Pop wie die jüngste Single „Golden Path“ mit den Chemical » Brothers.