„Weiterführende Literatur“ zur Geschichte des HipHop
Shabazz Palaces
Black Up
Sub Pop/Cargo
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Das Psychedelic-HipHop-Highlight der Saison bis jetzt (das neue Ding von Ex-Digable-Planet „Butterfly“, aber das haben Sie jetzt gar nicht gelesen).
Es ist knapp zwei Jahrzehnte her, dass Ishmael „Butterfly“ Butler mit den Digable Planets den Jazz für den HipHop ganz elegant einsackte, schmucke Crossover-Hits produzierte und einen Grammy gewann. Lediglich ein Compilation-Album, vereinzelte Gastauftritte und eine weniger interessante Funk-Blues-Platte liegen zwischen der letzten Veröffentlichung der Digable Planets und den ersten Tracks der Shabazz Palaces. Butler, einst Federgewichts-Rapper mit Talent zum Swing, avanciert mit seinem aktuellen Projekt zum Meistermacher des Psychedelic, oder sollten wir sagen: Mysterious HipHop. Aus den Löchern zwischen den herumirrenden Beats und den zersägten, zerstückelten Loops und Samples taucht Ishmael Butlers Stimme wie der Geist aus der Flasche auf, die Palaces lassen ihre Musik in einem psychedelischen Paralleluniversum spielen, zu dem vielleicht noch Flying Lotus, Gonjasufi und ein paar Def-Jux-Artists Zutritt haben.
Das Album klingt mehr wie ein einziger großer Track, der weit mäandernd immer wieder abrupte Richtungswechsel einlegt. Und sonst? Black Up funktioniert auf einer anderen Ebene als „weiterführende Literatur“ zum großen Geschichtsbuch des HipHop. In den kosmischen Sound-Sphären kann man Anmerkungen zu den Ursprüngen des Genres finden und Hinweise zur afroamerikanischen Identität. „Black is me/ Black is you/ Black is us/Black is free“ – deutlicher als im Track „Swerve… The Reeping Of All That Is Worthwhile (Noir Not Withstanding)“ wird Ishmael Butler auf diesem Album nie. Mbira und Kalimba legen Fährten in die Traditionen diverser afrikanischer Regionalmusiken, mit dem Low-End-Bass in „Yeah You“ kehren Shabazz Palaces wieder in die Gegenwart des HipHop zurück. Im Hin und Her zwischen den Stilen und Zeiten liegt das eigentliche Thema von Black Up; so hört sich die designierte Meta-Platte zum HipHop des Jahres 2011 an – Kommentar, Meditation, Experiment in einem.
Dass das Album nicht auf einem HipHop-Label erscheint, ist bezeichnend. Die spacigen Synthie-Soundscapes und die scharfen Drum-Machine-Beats sind, das weiß Sub Pop, längst der Stoff, aus dem auch Indie-Rrrrock-Träume gemacht werden. Und dieses Dröhnen und Klingeln, das sie begleitet, werden nur noch böse Menschen esoterisch nennen. Seltsamer, interessanter, unerschrockener ist noch keine HipHop-Platte in dieser Spielzeit ausgefallen. Detailinformationen entnehmen Sie bitte freundlicherweise den Titeln: „An Echo From The Hosts That Profess Infinitum“ und A Treatease Dedicated To The Avian Airess From North East Nubis (1000 Questions, 1 Answer)“
Key Tracks: „An Echo From The Hosts That Profess Infinitum“, „Yeah You“,
„Swerve… The Reeping Of All That Is Worthwhile (Noir Not Withstanding)“
Artverwandtes: Flying Lotus Cosmogramma (2010) Prefuse 73 The Only She Chapters (2011)
Story S. 24, CD im ME S. 17