Yannick Noah
Nicht nur auf den Saiten seines Schlägers ist der Mann ein Virtuose. Der französische Tennis-Clown, der lieber heute als morgen Centre-Court gegen Chart-Hits eintauschen möchte, zeigt auch beim Blind Date Ballgefühl. Nur eines, so schickt der friedliebende Rastaman warnend voraus, mag er nicht: unfaire Schläge auf den Körper seiner künftigen Popkollegen.
Nina Hagen: „Blumen für die Damen“
„Was quiekt die Dame da? Machen jetzt auch die grünen Männchen vom Mars Musik? Ich versteh immer nur Bahnhof. Nach dem schrillen Organ zu urteilen, kann das eigentlich nur die ebenso liebenswerte wie ausgespacte Nina Hagen sein. Cooler Groove, geht schnurgerade in mein Tanzbein. Und nicht nur das: Nina ist für mich der Prototyp kreativer Freiheit: Sie macht einfach nur, was ihr Spaß macht. Hut ab vor so viel positiver Dickköpfigkeit.“
Lisa Stansf leid: „Change“
„Musik, die bei einem romantischen Candlelight-Dinner ihre Wirkung sicher nicht verfehlt. Und darum geht’s diesem Song ja offensichtlich nur: um das Erzeugen einer intimen Atmosphäre, in der die Erotik wie ein sinnliches Lagerfeuer knistern darf. Aus dieser, hmm, funktionalen Perspektive gesehen: Volltreffer!“
Dire Straits: „How Long“
„Erkennt ja ein Tauber mit Krückstock: Mark Knopfler und die Dire Straits. Nicht unbedingt einer seiner begnadeten Songs. Was ich trotzdem an ihm bewundere, ist die Fähigkeit, Musik nach seinen höchst individuellen, oft genug auch kommerziell verqueren Vorstellungen zu machen — und trotzdem stets damit sein Publikum zu finden. Selbst aus dieser Country & Western-Schnulze, die nun wirklich nicht jedermanns Geschmack ist, hört man seine stilvolle Handschrift sofort heraus.“
Barry White: „Let’s Get Busy“
„Der Dicke aus Philadelphia! Der König des satinbezogenen Lotterbettes! Ein erotischer Brummbär, der vor hormoneller Kraft nur so strotzt. Trotzdem: So powerfull hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung. Früher waren doch eher diese schnulzigen Streicher, die mit ihrem klebrigen Honig alle Songs zupappten, sein unbestrittenes Metier. Respekt! Ich find’s einfach toll, wenn sich selbst altgediente Gäule ein neues Gebiß zulegen. Und damit durchaus kräftig zubeißen.“
Robbie Robertson: „What About You“
„Da schlafen mir ja die hühneraugengeplagten Füße ein! Hier ist eine suchende Seele einen ganzen Song lang auf der Spur nach der zündenden Idee. Und findet sie nicht.“
Arthur Baker: „Leave The Guns At Home“
„Gospel! Liebe ich über alles in der Welt! Wann immer ich in Amerika die Gelegenheit habe, gehe ich in eine Kirche, setze mich in die letzte Reihe, höre den Gospel-Sängern zu — und fühle, wie mir die Gänsehaut den Rücken hinunterläuft. Was ehrlich gefühlte Emotionalität betrifft, ist die Spiritualität der Gospelmusik einfach unschlagbar. Selbst wenn dieser Song im Pop-Kontext angesiedelt ist: Bei dieser Musik geht mir einfach das Herz auf.“
Tom Petty: „Into The Great Wide Open“
„Die uralte Liebesgeschichte. Mit einem geradezu biblischen Bart. Und dazu noch diese brave, geradezu biedere Musik. Eigentlich ein hoffnungsloser Fall für die antiquierte Kitsch-Abteilung. Trotzdem: Sentimentaler Trottel, der ich nun mal bin, geht mir so was runter wie die reinste Butter. Klischees hin.
Klischees her — so was berührt dich einfach tief im Innern. Toller Song.“
Heiner Lauterbach & Sabine Maydell: „Je T’Aime“
„Den deutschen Text versteh ich nun mal leider nicht, doch die Melodie ist mir vertraut wie die Muttermilch: Serge Gainsbourg. Serge war in Frankreich ein Nationalheiliger, den man hemmungslos bewunderte — gerade wegen seiner Exzesse. Nur ein uneingeschränkt geliebter Außenseiter wie er war überhaupt in der Lage, einen musikalisch derart dürftigen Song zu einer heimlichen National-Hymne zu machen. Im Vergleich zum Original klingt diese Version allerdings wie eine pietätslose Leichenfledderei. Oder soll das eine Verarsche sein? Kapiert haben eure deutschen Landsleute die Essenz dieses Songs jedenfalls nicht.“