Neues aus der Gruft


Er ist einer der letzten Kreuzritter seiner Zunft. Ozzy Ozbourne über Hühner, Hassund Heavy Metal.

Es ist immer noch ein besonderer Thrill, vom Satan des Pop persönlich zum Interview empfangen zu werden – mit einem angetäuschten rechten Haken in die Magengrube. Auch wenn er anschließend in gemütlichen schwarzen Socken durch seine Suite schlurft und mit seinen tätowierten Fingern eine Banane pellt: Ozzy Osbourne war immerhin lange genug Filialleiter des Teufels im Rockgeschäft. Okay, Deep Purple mögen klassischer, Led Zeppelin ehrlicher gewesen sein. Aber nur Black Sabbath verbanden heftige Gitarrenattacken mit jener düsterokkulten Attitüde, die noch heute zu den Erkennungszeichen des orthodoxen Heavy Metal zählt: Gruppenfotos zwischen Grabsteinen, umgedrehte Kruzifixe und schwarze Messen. „Wir waren junge Leute mit einer sehr eigenen Vorstellung von Entertainment,“ meint Osbourne rückblickend, während er sich eine Zigarrette dreht,“wir dachten, wenn Leute für Horrorfilme Geld ausgeben, muß so was auch in der Musik möglich sein.“ Zehn Jahre stand Osbourne mit Black Sabbath auf der Bühne, bis er sich mit Gitarrist Tommi lommi entzweite und 1980 eine Solokarriere startete – die ohne Durchhänger erfolgreich verlief. Zuletzt chartete er weltweit mit „Ozzmosis“, und seine „Ozzfesf‘-Festivals (u.a. mit Marilyn Manson) stachen in den USA sogar „Lollapalooza“ und „Lilith Fair“ aus. Demnächst steht mit „The Ozzman Cometh“ eine erlesene „Best-Of“ des Meisters in den Regalen. Von Erfolgen dieser Art können Black Sabbath nur träumen – warum also die unlängst angekündigte Reunion mit den alten Kollegen?“Weil es sich gut anfühlt,“ meint Ozzy knapp, „und weil das Publikum es will.“

Wie geht ein bald 50 jähriger damit um, daß seine Berühmtheit größtenteils noch immer auf jugendlichen Exzessen basiert? Schließlich soll Ozzy ja mal eine Fledermaus verspeist und vor Wut alle seine Haustiere erschossen haben. „Hühner“, schränkt er ein, „es waren Hühner. Meine damalige Frau hatte sie mir aus pädagogischen Gründen gekauft und gesagt, ‚Hier, kümmere dich um sie.’Also kümmerte ich mich und blies ihnen mit meiner Flinte die Köpfe weg.“ Inzwischen steigt Herr Osbourne zur Ableitung von Aggressionen lieber auf den Heimtrainer. Auch von Drogen, die in seinem früheren Leben dafür sorgten, daß der heute 50jährige eher einem 65jährigen gleicht, hat Ozzy sich abgewandt. Und seine Pläne? „Vielleicht nehme ich ‚Ozzmosis II‘ auf oder eine Platte mit Sabbath. Anhören muß ich mir den Scheiß ja nicht. Schließlich schreibe ich ihn.“